Contact
Prof. Dr. Jörg Wittwer
Abteilung Empirische Lehr- und Lernforschung
joerg.wittwer|at|ezw.uni-freiburg.de
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Lesen ist eine grundlegende Kulturtechnik, mit der man sich neues Wissen aneignen kann. Wenn man liest, um zu lernen, ist es jedoch wichtig, genau einschätzen zu können, wie gut man die in einem Text gelesenen Informationen verstanden hat. Nur dann kann man sein weiteres Lernen optimal steuern und dadurch möglichst viel Wissen erwerben. Stellt man bei der Selbsteinschätzung beispielsweise fest, einen Text nicht gut verstanden zu haben, kann man ihn noch einmal lesen und so vorhandene Verständnisschwierigkeiten beseitigen. Tatsächlich neigen die meisten Menschen beim Lesen dazu, ihr Textverständnis zu überschätzen, während einige Menschen ihr Textverständnis unterschätzen. Deshalb lernen sie in der Regel nicht optimal aus Texten.
Häufig stehen Lernende vor der Herausforderung, in begrenzter Zeit Wissen aus mehreren Texten erwerben zu müssen. In diesem Fall ist es wichtig, dass sie einschätzen können, welche Texte sie besser und welche Texte sie schlechter verstanden haben. Nur auf der Grundlage genauer Einschätzungen können sie dann effektive Entscheidungen über ihr weiteres Lernen treffen. Beispielsweise könnten sie einen schlecht verstandenen Text noch einmal lesen und nicht Zeit für das nochmalige Lesen eines bereits gut verstandenen Texts verschwenden. Die Forschung zeigt allerdings, dass Lernende nicht akkurat zwischen Texten, die sie gut verstehen, und Texten, die sie schlecht verstehen, unterscheiden können. Woran liegt es, dass Lernende solche Schwierigkeiten beim Einschätzen ihres eigenen Verständnisses beim Lernen aus Texten haben? Und wie lässt sich die Genauigkeit von Selbsteinschätzungen beim Lernen aus Texten erhöhen? Um diesen Fragen nachzugehen und Bedingungen für erfolgreiches selbstreguliertes Lernen aus Texten zu identifizieren, fassen wir in verschiedenen Metaanalysen den aktuellen Forschungsstand zur Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Verständnisses beim Lernen aus Texten zusammen.
Kontakt: Dr. Anja Prinz
Finanzierung: Eigenmittel
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2020). How accurately can learners discriminate their comprehension of texts? A comprehensive meta-analysis on relative metacomprehension accuracy and influencing factors. Educational Research Review, 31, 100358. https://doi.org/10.1016/j.edurev.2020.100358 Free copy
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2020). To what extent do situation-model-approach interventions improve relative metacomprehension accuracy? Meta-analytic insights. Educational Psychology Review. https://doi.org/10.1007/s10648-020-09558-6
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2019, August 12–16). Meta-analyses on relative metacomprehension accuracy and interventions to improve it [Paper presentation]. 18th Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Aachen, Germany.
Wenn Lernende etwas Neues lernen, haben sie häufig bereits Vorstellungen über den neuen Lernstoff. Diese Vorstellungen können allerdings fehlerhaft sein. In diesem Projekt untersuchen wir, welche Auswirkungen fehlerhafte Vorstellungen auf das Verständnis und die Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Verständnisses beim Lernen aus Texten haben. Speziell interessieren wir uns für fehlerhafte Vorstellungen im Bereich der Statistik, die oft weit verbreitet sind. Unsere Studien zeigen, dass fehlerhafte Vorstellungen beim Lesen von statistischen Texten nicht nur das Verständnis, sondern auch die Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Verständnisses beeinträchtigen. Um diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, entwickeln wir Instruktionsmethoden, mit denen fehlerhafte Vorstellungen überwunden werden können. Diese Methoden setzen wir in Studiengängen ein, in denen statistische Grundkenntnisse vermittelt werden.
Kontakt: Dr. Anja Prinz
Finanzierung: Eigenmittel und Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2019). Refutation texts compensate for detrimental effects of misconceptions on comprehension and metacomprehension accuracy and support transfer. Journal of Educational Psychology, 111(6), 957–981. https:/doi.org/10.1037edu0000329
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2018). The double curse of misconceptions: Misconceptions impair not only text comprehension but also metacomprehension in the domain of statistics. Instructional Science, 46(5), 723-765. https://doi.org/10.1007/s11251-018-9452-6
Wenn Menschen lernen, indem sie Texte lesen, unterscheiden sie sich gewöhnlich darin, wie genau sie ihr Textverständnis einschätzen. Einige Menschen schätzen sich genau ein, andere Menschen überschätzen ihr Textverständnis, während andere Menschen sich unterschätzen. Warum Unterschiede in der Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Textverständnisses zwischen Menschen bestehen, ist bislang nur unzureichend geklärt. Es ist anzunehmen, dass sowohl Merkmale von Lernenden wie ihre Lesekompetenz als auch Merkmale von Texten wie ihre Verständlichkeit die Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Textverständnisses beeinflussen. Deshalb ist es das Ziel unseres Projekts, diejenigen Merkmale von Lernenden und Texten zu identifizieren, die einen besonders großen Effekt auf die Genauigkeit der Selbsteinschätzung des Textverständnisses ausüben. Wir interessieren uns dafür, in welcher Ausprägung diese Merkmale vorliegen sollten, damit sie zu einer möglichst genauen Selbsteinschätzung führen. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, Unterstützungsmaßnahmen für Lernende zu gestalten und Lehrenden Hinweise zur Gestaltung von Texten zu geben.
Kontakt: Dr. Stefanie Golke
Finanzierung: Eigenmittel und Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg
Golke, S., & Wittwer, J. (2017). High-performing readers underestimate their text comprehension: Artifact or psychological reality? In Gunzelmann, G., Howes, A., Tenbrink, T., & Davelaar, E. (Eds.), Proceedings of the 39th Annual Conference of the Cognitive Science Society (pp. 2108-2113). Cognitive Science Society.
Golke, S., & Wittwer, J. (2017, September 11–14). Unterschätzung des Textverständnisses bei leistungsstarken Lernenden: Realität oder Artefakt? In A. Prinz & S. Golke (Chairs), Wodurch werden ungenaue Selbsteinschätzungen beim Textverstehen beeinflusst und wie können sie verhindert werden? [Symposium]. 1. gemeinsame Tagung der Fachgruppen Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie (paEpsy) der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Münster, Deutschland.
Golke, S., & Wittwer, J. (2017, July 26–29). High-performing readers underestimate their text comprehension: Artifact or psychological reality? [Poster presentation]. 39th Meeting of the Cognitive Science Society, London, United Kingdom.
Golke, S., & Wittwer, J. (2017, März 12–15). Unterschätzung des Textverständnisses bei leistungsstarken Lernenden: Realität oder Artefakt? In A. Prinz & S. Golke (Chairs), Herausforderung Metakognition: Wodurch werden ungenaue Selbsteinschätzungen beim Textverstehen beeinflusst und wie können sie verhindert werden? [Symposium]. 5. Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF), Heidelberg, Deutschland.
Freude, Hoffnungslosigkeit und Wut sind Beispiele für Emotionen, die Menschen erleben können. Auch in Lern- und Leistungssituationen können unterschiedliche Emotionen auftreten und den Lernerfolg beeinflussen. Inwieweit Emotionen auch eine Rolle spielen, wenn man aus Texten lernt, ist bislang relativ wenig erforscht. Deshalb führen wir in dem Projekt Labor- und Felduntersuchungen durch, um die Frage zu beantworten, wie Emotionen mit dem Textverständnis und der Selbstregulation zusammenhängen. Erste Ergebnisse zeigen, dass positive Emotionen nicht immer lernförderlich und negative Emotionen nicht immer lernhinderlich sind. Ob Emotionen einen Einfluss auf das Lernen haben, scheint davon abzuhängen, ob sie sich auf den Lernstoff beziehen oder nichts mit der eigentlichen Lernsituation zu tun haben. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, Lehrende und Lernende Wissen über den Einfluss von Emotionen und über Maßnahmen zur Steuerung lernförderlicher Emotionen zu vermitteln.
Kontakt: Dr. Anja Prinz
Finanzierung: Eigenmittel
Prinz, A., Bergmann, V., & Wittwer, J. (2019). Happy but overconfident: Positive affect leads to inaccurate metacomprehension. Cognition and Emotion, 33(3), 606–615. https://doi.org/10.1080/02699931.2018.14725533.
Prinz, A., Golke, S., & Wittwer, J. (2019, April 5–9). Running out of hope: Negative achievement emotions lead to poorer text comprehension and greater underconfidence [Paper presentation]. Annual Meeting of the American Educational Research Association (AERA), Toronto, Canada.
Das Buch „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ von Oliver Sacks informiert auf unterhaltsame Weise über neurologische Krankheiten. Stephan und Lucy Hawking laden in ihrem Buch „Der geheime Schlüssel zum Universum“ zu einer Abenteuerreise, auf der sie Erkenntnisse über Astrophysik vermitteln, ein. Auch informative Erzähltexte verfolgen die Idee, das Lernen zu verbessern, indem Sachinformationen in spannende Geschichten verpackt werden. Deshalb sind sie populär und finden zunehmend Eingang in den Schulunterricht. Allerdings zeigen erste Untersuchungen, dass man Sachinformationen in informativen Erzähltexten nicht besser lernt. Stattdessen überschätzt man das eigene Leseverständnis, wodurch weitere lernförderliche Aktivitäten ausbleiben. In unserem Projekt überprüfen wir, unter welchen Bedingungen informative Erzähltexte lernförderlich und lernhinderlich sind.
Kontakt: Dr. Stefanie Golke
Finanzierung: Eigenmittel
Golke, S., Hagen, R., & Wittwer, J. (2019). Lost in narrative? The effect of informative narratives on text comprehension and metacomprehension accuracy. Learning and Instruction, 60, 1–19. https://doi.org/10.1016/j.learninstruc.2018.11.003
Golke, S., Hagen, R., & Wittwer, J. (2016, August 23–26). Does narrative mean less (meta-)cognitive? Metacomprehension accuracy of expository and narrative texts [Paper presentation]. Conference of the Special Interest Group “Metacognition” of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Nijmegen, Netherlands.
Golke, S., Hagen, R., & Wittwer, J. (2016, März 7–11). Ist narrativ gleich weniger (meta-)kognitiv? Die Genauigkeit metakognitiver Einschätzungen bei expositorischen und narrativen Texten [Vortrag]. 4. Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF), Berlin, Deutschland.