Kontakt:
Prof. Dr. Thamar Voss
Abteilung Empirische Schul- und Unterrichtsentwicklungsforschung
thamar.voss|at|ezw.uni-freiburg.de
thamar.voss|at|ezw.uni-freiburg.de
Die School of Education (Freiburg Advanced Center of Education, FACE) hat 2024 ein interdisziplinäres Kolleg zur „Wissenschafts- und Evidenzorientierung im Lehrer*innenberuf“ (WisE) eingerichtet, in das in dreijährigem Rhythmus neue Promovierende aufgenommen werden können. Ziel des Kollegs ist es, zu erforschen, wie die Nutzung fachwissenschaftlicher, bildungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Erkenntnisse als Grundlage für das unterrichtliche Handeln systematisch und nachhaltig bei (angehenden) Lehrer*innen gefördert werden kann. In interdisziplinären Projekten werden Forschung und Lehre eng miteinander verzahnt, um wertvolle Beiträge zum Erkenntnisgewinn zum evidenzorientierten Handeln von Lehrer*innen zu leisten. Konkret werden Interventionen zur Förderung von Kompetenzen zur Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für Lehrer*innen entwickelt und in die Lehrer*innenbildung implementiert. Die zu entwickelnden Interventionen fokussieren verschiedene Core Practices (Forzani, 2014). Core Practices sind solche Tätigkeiten, die häufig im Unterricht vorkommen, wie etwa das Diagnostizieren, die Prävention von Unterrichtsstörungen oder das Erklären, und die das Lernen von Schüler*innen nachweislich fördern. Als Grundlage für die instruktionale Umsetzung der Interventionen dient das empirisch etablierte Four-Component- Instructional-Design-Modell (4C/ID, Merriënboer & Kirschner, 2001; 2013) und weitere Modelle, die Kohärenzbildung bzw. Wissensintegration in den Blick nehmen.
Die Projekte sind in den Bildungswissenschaften oder einer Fachdidaktik situiert und werden von interdisziplinären Teams aus Bildungswissenschaft, Fachdidaktik und Fachwissenschaft der Universität Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg betreut. Beteiligt sind die Disziplinen Erziehungswissenschaft, Psychologie, Physik, Mathematik und Sport.
Lehramtsstudierende sind häufig überzeugt, dass bildungswissenschaftliches Wissen nicht wichtig für die spätere Tätigkeit als Lehrkraft ist. Solche Überzeugungen stehen im Widerspruch zu Forschungsergebnissen, die auf die Bedeutung des pädagogischen-psychologischen Wissens für erfolgreiches professionelles Handeln hinweisen. Da Überzeugungen eine handlungsleitende und selbst-stabilisierende Funktion haben, können die skeptischen Überzeugungen von Lehramtsstudierenden den Aufbau professioneller Kompetenz beeinträchtigen. Daher untersuchen wir in dem Forschungsprogramm die Überzeugungen von Lehramtsstudierenden zu den Bildungswissenschaften. Unsere bisherigen Ergebnisse bestätigen eine deutliche Geringschätzung der bildungswissenschaftlichen Studienanteile im Vergleich zu den fachwissenschaftlichen Anteilen: Bildungswissenschaftliche Inhalte werden im Vergleich zu fachlichen Inhalten als weit weniger komplex und weit weniger bedeutsam für den beruflichen Erfolg einer Lehrkraft betrachtet. In weiteren experimentellen Studien gehen wir der Bedeutung dieser skeptischen Überzeugungen für die Rezeption von Forschungsbefunden aus der empirischen Lehr-Lern-Forschung nach und erforschen die Ursachen der skeptischen Überzeugungen.
Kontakt: Prof. Dr. Thamar Voss, Prof. Dr. Jörg Wittwer
Finanzierung: Eigenmittel.
Zeeb, H., & Voss, T. (2024). Fostering preservice teachers’ research-related beliefs and motivation with growth mindset and utility value interventions. Motivation Science. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/mot0000352
Voss, T. (2022). Not useful to inform teaching practice? Student teachers hold skeptical beliefs about evidence from education science. Frontiers in Education, 7, 976791. https://doi.org/10.3389/feduc.2022.976791
Voss, T., & Wittwer, J. (2020, März 25–27). „Das ist doch unwichtig.“ Überzeugungen über die bildungswissenschaftlichen Inhalte im Lehramt und deren Bedeutung für die Rezeption von Evidenz. In T. Voss & J. Wittwer (Chairs). Bildungswissenschaften: Wieso, weshalb, warum? Ausprägung, Bedeutung und Veränderung subjektiver Theorien im Lehramt [Symposium]. 8. Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF), Potsdam, Deutschland.
Wittwer, J., Voss, T., & Ernst, H. (2019, August 12–16). Are educational sciences too soft? Student teachers’ attitudes towards educational sciences [Poster presentation]. 18th Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Aachen, Germany.
Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, eine Intervention zur Förderung evidenzbasierten Denkens und Handelns zu der Core Practice „Störungen im Sportunterricht vorbeugen“ im Bereich Classroom Management zu entwickeln und durch wissenschaftliche Studien zu flankieren. In der Intervention für Lehramtsstudierende mit dem Fach Sport wird der Wissensaufbau zur erfolgreichen Ausführung der Core Practice gezielt instruktional unterstützt. Zudem werden die Überzeugungen angehender Sportlehrkräfte zu der Core Practice sowie zu weiteren sportdidaktischen Phänomene wie dem sportbezogenen Mindset von angehenden Sportlehrkräften adressiert. Die Wirksamkeit der Intervention mit Blick auf die Förderung des Wissens und der Überzeugungen wird in experimentellen Studien mit Prä-Post-Messungen der Outcomes geprüft. Die Nachhaltigkeit der Interventionseffekte wird darüber hinaus in einer längsschnittlichen Studie in den Blick genommen. In der Längsschnittstudie wird untersucht, ob die entwickelten Maßnahmen zur Förderung der Evidenzbasierung für den Kompetenzerwerb in zweiter und dritter Phase der Lehrer*innenbildung sowie das unterrichtliche Handeln und die Gesundheit von Lehrkräften langfristig bedeutsam sind.
Kontakt: Prof. Dr. Thamar Voss, Dr. Johanna Korte, Prof. Dr. Jörg Wittwer
Finanzierung: Ministerium für Wissenschaft Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Kooperation:
Prof. Dr. Timo Leuders (Pädagogische Hochschule Freiburg)
Prof. Dr. Katharina Loibl (Pädagogische Hochschule Freiburg)
Jun.Prof. Dr. Anne-Christin Roth (Pädagogische Hochschule Freiburg)
Prof. Dr. Ingo Wagner (Universität Freiburg, Institut für Sport und Sportwissenschaft)